54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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Ausgabe Nr. 4 Monat April 2004
Die Passion Christi von Mel Gibson (Filmbesprechung)


Ausgabe Nr. 4 Monat April 2004
Buchhinweise- Der römische Katechismus (Catechismus romanus)


Ausgabe Nr. 5 Monat Juni 2004
Werner Olles: Leben und Werk des heiligen Don Bosco


Ausgabe Nr. 6 Monat Juli 2004
Werner Olles: Islam heißt Gottvertrauen


Ausgabe Nr. 6 Monat Juli 2004
Werner Olles: Warum ich römisch-katholisch bin - Brief an einen muslimischen Freund


Ausgabe Nr. 3 Monat April 2005
Die Krise der Kirche ist hausgemacht


Ausgabe Nr. 3 Monat April 2005
Neues aus der Konzilskirche


Ausgabe Nr. 4 Monat Juni 2005
Neues aus der Konzilskirche


Ausgabe Nr. 9 Monat November 2004
Wider den Relativismus


Ausgabe Nr. 6 Monat Oktober 2005
Vom Elend der Postmoderne


Ausgabe Nr. 7 Monat Dezember 2005
Zur Theologie und Philosophie Joseph Ratzingers


Ausgabe Nr. 7 Monat Dezember 2005
Der Rosenkranz ist unser Maschinengewehr!


Ausgabe Nr. 11 Monat december 2005
A commentary on the present situation of the Church


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2006
Pro Familia agiert an hessischen Schulen


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2003
Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind


Ausgabe Nr. 2 Monat März 2003
Wer in der modernen Welt


Ausgabe Nr. 3 Monat April 2003
Vom Kampf der Kulturen zum Krieg der Ideen


Ausgabe Nr. 5 Monat Juni 2003
Von der Weigerung, erwachsen zu werden


Ausgabe Nr. 6 Monat Juli 2003
Zur derzeitigen Situation der Kirche


Ausgabe Nr. 6 Monat Juli 2003
Zum 50. Todestag von Hilaire Belloc


Ausgabe Nr. 7 Monat September 2003
Die Junge Freiheit, Besprechung


Ausgabe Nr. 8 Monat October 2003
Sobre la situación actual de la Iglesia (esp.)


Ausgabe Nr. 8 Monat October 2003
A propos de la situation actuelle de l’Eglise (fr.)


Ausgabe Nr. 8 Monat October 2003
A commentary on the present situation of the Church (engl.)


Ausgabe Nr. 9 Monat November 2003
Kino - Filmbesprechungen: a) Passion und b) Luther


Ausgabe Nr. 10 Monat Dezember 2003
Bücherbesprechung: Udo Ulfkotte/Hans-Peter Raddatz


Ausgabe Nr. 11 Monat December 2003
Dalla „Lotta delle civiltà“ alla „Lotta delle idee“


Ausgabe Nr. 3 Monat Mai 2002
Eine gesellschaftliche Katastrophe


Ausgabe Nr. 5 Monat September 2002
Die göttliche Wahrheit erkennen


Ausgabe Nr. 6 Monat November 2002
Satanistische Tendenzen in der Rock-Musik


Ausgabe Nr. 6 Monat November 2002
Das Wesen aller Kultur ist Religion


Ausgabe Nr. 7 Monat Dezember 2002
Satanische Tendenzen in der Rock Musik


Ausgabe Nr. 5 Monat November 2001
Sozialpartnerschaft statt Klassenkampf


Ausgabe Nr. 6 Monat Dezember 2001
Streit um das


Ausgabe Nr. 7 Monat März 2001
Die magische Welt des Harry Potter 1)


Ausgabe Nr. 3 Monat April 2006
Jesus Christus - der deutschen Medien interessantester Fall


Ausgabe Nr. 3 Monat April 2006
Leserbriefe zu dem Artikel


Ausgabe Nr. 6 Monat Oktober 2006
Der Teufel im Kino


Ausgabe Nr. 7 Monat Dezember 2006
Wo ist Gott?


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2007
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 3 Monat August 2017
Warum wir kämpfen!


Ausgabe Nr. 5 Monat Oktober 2007
Neues aus der Konzilskirche


Ausgabe Nr. 1 Monat März 2008
Der Gottsucher Joris-Karl Huysmans


Ausgabe Nr. 2 Monat Juni 2008
Gegengift erscheint wieder.


Ausgabe Nr. 2 Monat Juni 2008
Zum 50. Todestag des katholischen Dichters Reinhold Schneider


Ausgabe Nr. 3 Monat August 2008
Basra ist christenfrei!


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2009
Zum 150. Geburtstag des Wüstenheiligen Charles de Foucauld


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2010
Hinweis auf einen Gedichtband:


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 2010
'Pro Familia' im Visier des Rechnungshofes


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 2010
Buchbesprechungen:


Ausgabe Nr. 1 Monat März 2011
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 13 Monat June 2011
A proposito della situazione attuale della Chiesa


Ausgabe Nr. 2 Monat Juni 2011
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 3 Monat Sptember 2011
Buchbesprechung: M. Baglio


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 2011
Buchbesprechung - Lorenz Jäger


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 2011
Vom Gender-Mainstreaming zur Pädosexualität


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 2013
Buchbesprechung: Lorenz Jäger „Fromme Übungen“


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2014
Buchbesprechungen


Ausgabe Nr. 2 Monat Mai 2014
Von Menschen und Göttern – eine Filmrezension


Ausgabe Nr. 3 Monat August 2015
Buchbesprechungen


Ausgabe Nr. 5 Monat November 2015
NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...


Ausgabe Nr. 5 Monat November 2015
Buchbesprechung:


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2016
Flüchtlingskrise oder Staatskrise?


Ausgabe Nr. 3 Monat September 2016
Buchbesprechung: Daniele Dell Agli


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2017
Buchbesprechung:


Ausgabe Nr. 3 Monat August 2017
Zeitschriftenkritik:


Ausgabe Nr. 4 Monat November 2017
Bücherbesprechung


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2018
Solidarität mit Professor Kutschera!


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2018
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 2 Monat April 2018
Ein aufschlußreiches Interview


Ausgabe Nr. 3 Monat August 2018
Das Kreuz mit dem Kreuz


Ausgabe Nr. 3 Monat August 2018
Buchbesprechungen:


Ausgabe Nr. 4 Monat November 2018
Europa am Abgrund


Ausgabe Nr. 2 Monat Mai 2019
Buchbesprechung:


Ausgabe Nr. 3 Monat September 2019
Buchbesprechung:


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 2019
Glaube, Heimat, Tradition


Ausgabe Nr. 2 Monat März 2020
Buchbesprechungen:


Ausgabe Nr. 3 Monat Mai 2020
Konservative können nur erfolgreich sein


Ausgabe Nr. 3 Monat Mai 2020
Buchbesprechungen:


Ausgabe Nr. 7 Monat Juli 2020
Der Verfassungsschutz


Ausgabe Nr. 7 Monat Juli 2020
Buchbesprechung:


Ausgabe Nr. 9 Monat November 2020
Die Menschenrechte


Ausgabe Nr. 9 Monat November 2020
Buchbesprechungen:


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2021
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2021
Endzeit – eine wahre Geschichte


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2021
Mitteilungen der Redaktion


Ausgabe Nr. 2 Monat März 2021
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 3 Monat Mai 2021
Der Verfassungsschutz - Beschützer einer links-grünen Staatsideologie oder Hüter unserer Sicherheit?


Ausgabe Nr. 4 Monat August 2021
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 5 Monat November 2021
Leserbrief


Ausgabe Nr. 5 Monat November 2021
Buchbesprechung:


Ausgabe Nr. 1 Monat Januar 2022
Widerstand oder innere Emigration


Ausgabe Nr. 2 Monat April 2022
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 3 Monat Juni 2022
Häutungen


Ausgabe Nr. 4 Monat September 2022
„… aber es bleibt uns nichts anderes übrig...


Ausgabe Nr. 4 Monat September 2022
Ein glühendes Herz für soziale Gerechtigkeit


Ausgabe Nr. 5 Monat November 2022
Die Zerstörer


Ausgabe Nr. 5 Monat November 2022
Buchbesprechung


Ausgabe Nr. 1 Monat Januar 2023
Gegen eine Politik der Illusionen und die Diktatur des Schwachsinns


Ausgabe Nr. 1 Monat Januar 2023
Buchbesprechungen:


Ausgabe Nr. 2 Monat April 2023
Glaube, Heimat, Tradition – Der Kampf gegen den linksgrünen Globalismus


Ausgabe Nr. 3 Monat Mai 2023
Wie man auf die Schnelle ein neues Volk aus dem Hut zaubert


Ausgabe Nr. 4 Monat August 2023
Auf der Suche nach der verlorenen Einheit


Ausgabe Nr. 4 Monat August 2023
Kampf um Europa


Ausgabe Nr. 4 Monat August 2023
Ins rechte Licht gerückt


Ausgabe Nr. 4 Monat August 2023
Buchvorstellung


Ausgabe Nr. 5 Monat Oktober 2023
In Search of Lost Unity


Ausgabe Nr. 5 Monat Oktober 2023
En busca de la unidad perdida


Ausgabe Nr. 5 Monat Oktober 2023
À la recherche de ´unité perdue


Ausgabe Nr. 5 Monat Oktober 2023
Auf der Suche nach der verlorenen Einheit


Ausgabe Nr. 6 Monat Dezember 2023
Zeitschriftenkritik:


Ausgabe Nr. 1 Monat Januar 2024
Überlegungen zur Metaphysik des Krieges


Ausgabe Nr. 2 Monat März 2024
Remigration? Ein schöner Traum!


Ausgabe Nr. 2 Monat März 2024
Buchbesprechung


Zeitschriftenkritik:
 
Zeitschriftenkritik:
CRISIS Magazin Nr.6

Kann Krieg ethisch gerechtfertigt werden? In mehr als 10 Beiträgen beschäftigen sich unterschiedliche Autoren mit Fragen der christlichen Ethik des Krieges, gerechten und notwendigen Kriegen, radikalem und friedlichem Pazifismus.  Die 6. Ausgabe der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift Crisis – Journal für christliche Kultur - beschäftigt sich mit dem Thema Krieg. Dabei erhebt die Redaktion der Zeitschrift den Anspruch die seit Kain und Abel bestehenden mörderischen menschlichen Konflikte differenziert zu betrachten. „wir wollen kein Schwarz-Weiß-Denken, sondern hin zu den Ursachen und Auswirkungen gewaltsamer Auseinandersetzungen. Um es klar zu sagen: Jeder Krieg – auch der aktuell in der Ukraine tobende – ist eine Ausprägung des Bösen, auch und gerade, weil sich hier orthodoxe Brüder gegenüberstehen, die eine gemeinsame Geschichte und Kultur einen sollte.“ (Editorial)

In mehr als 10 Beiträgen beschäftigen sich unterschiedliche Autoren mit Fragen der christlichen Ethik des Krieges, gerechten und notwendigen Kriegen, radikalem und friedlichem Pazifismus. Dies aus religiöser, philosophischer, historischer und kultureller Sicht. Auf die Wirkungsweise von Kriegen auf Demokratie und menschliches Zusammenleben geben die Autoren unterschiedliche Antworten. Der Leser erhält dabei einen Einblick in das vielfältige Leben ost-europäischer Orthodoxie, worüber er in den TV-Nach-richten oder bei Talk Shows wie Markus Lanz niemals etwas zu hören bekommt. Allein deshalb beinhaltet die Zeitschrift einen unschätzbaren Reichtum an Wissen zu den Hintergründen aktueller Konflikte.

Crisis ist es gelungen, den namhaften Journalisten Matthias Matussek zu einem brillanten Artikel zu den Vorkommnissen gegen die ukrainische orthodoxe Kirche im historischen Kiewer Höhlenkloster, zu gewinnen. Für Matussek sind die sich verteidigende Mönche, die wahren Helden der Ukraine, die sich in einem tapferen Kampf gegen die Verwüstungen ihrer heiligen Stätten durch ukrainische Behörden wehren. Es wird berichtet von den Schikanen durch das ukrainische Kulturministerium, das bewaffnete Spezialkommandos losgeschickt hat, um das berühmte Höhlenkloster in Kiew zu schließen. „Mönche werden auf dem weiten Gelände aus ihren Klausen vertrieben, Gottesdienste werden verhindert, protestierende Gläubige zusammengeknüppelt.“ Das Höhlenkloster hat die Mongolenherrschaft und den Diktator Stalin überlebt, es wird auch diese terroristischen Übergriffe überleben. Matussek spricht auch die Verleumdungen gegen den Patriarchen Kirill an, so werde ihm vorgeworfen, „ein Putin-Knecht, ein KGB-Agent und ein Milliardär, ergo eine zwielichtige Figur und Gauner zu sein.“ Matussek stellt diese Vorwürfe nur zurückhaltend in Frage. Wichtig wäre gewesen auf die wertvolle kulturelle Identifikation osteuropäischer Lebenswelten zu verweisen, die eine Harmonisierung des Verhältnisses von Kirche und Staat zur Folge hat. Hierzu hat Kirill beigetragen und gerade im historischen Kontext repressiver staatlicher Unterdrückung der orthodoxen Kirche, ist das nicht hoch genug zu bewerten.

Der Krieg gegen das orthodoxe Christentum in der Ukraine wird vielfältig geführt. Damit beschäftigt sich Historikerin Nina Byzantina. Sie zeigt dabei die Rolle der griechisch-katholischen Kirche in der Zwischenkriegszeit und im Zweiten Weltkrieg auf. So scheute deren Metropolit Andrey Sheptysky nicht davor zurück ,den Einmarsch der deutschen Wehrmacht zu begrüßen und Adolf Hitler dafür seine „herzlichsten Glückwünsche“ zu übermitteln.
Franzisk Yavtilov beleuchtet das Werk des Philosophen Iwan Iljin am Beispiel seines Buches „Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse“. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Auflassungen des Westens vom gerechten Krieg keine allgemeine Gültigkeit haben. Zwar kann Gewaltanwendung notwendig, aber niemals gerecht sein. Es kann aber sein, dass zu kämpfen der einzige Weg ist, mit dem der Mensch seine Pflicht, dem Bösen zu widerstehen, erfüllen kann.

Ein beachtlicher Beitrag des Heftes ist das Interview des Redaktionsmitglieds Beile Ratut mit der Politikwissenschaftlerin Dr. Ulrike Guerot. „Die EU, die Aufklärung und das Ende der Demokratie“. Gureot, lange Jahre eine Vertreterin von undemokratischen Visionen und Träumereien der herrschenden EU-Politik, wie Schaffung der Vereinigten Staaten Europas, Beschneidung nationaler Souveränität. Mit der Zeit gelangte sie zu der Erkenntnis, dass die bestehenden Institutionen der EU nicht so geschaffen sind, dass sie demokratisch, bürgernah und sozial sind. Für sie ist „ab 2003 einiges schief gegangen“. Dazu listete sie auf, Bankenkrise, Flüchtlingskrise, Klimakrise. Ausführlich positioniert sie sich gegen die repressiven Corona-Maßnahmen und Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie fordert heute ein „Europa jenseits der EU.“ Kritik trägt sie inzwischen öffentlich vor, auch in TV-Runden wie bei Markus Lanz. Dies hat zu einem verbitterten öffentlichen Shit-Storm geführt, der als öffentliche Hinrichtung bezeichnet werden kann. Man kann sagen, ihre Abkehr vom vorgeschriebenen verbindlichen EU-Sprech ist ein Fall ins Bodenlose. Im Februar 2023 wurde ihr Arbeitsverhältnis (Professur für Europapolitik) mit der Universität Bonn wegen mutmaßlicher Verletzung wissenschaftlicher Standards gekündigt. Ihr mutiger Kampf gegen die hermetischen Abriegelungen des Systems gegen jede Kritik, muss positiv bewertet werden. Im Gespräch strahlt sie jedenfalls einen beachtlichen Optimismus aus.

Crisis hat sich mit seinen 6 Ausgaben am Zeitschriftenmarkt etabliert und stellt sich den Erfordernissen der dringend zu führenden Wertediskussion in der russischen Orthodoxie, mit dem Ziel traditionelle und primär religiöse Identität zu unterstreichen und sie bei ihren (im Westen lebenden) Lesern zu verorten. Eine Herausforderung angesichts des Megatrends der Säkularisierung, wie auch die stetig wachsende Präsenz des Islam in christlichen Glaubenswelten. Sie ist keineswegs als klerikales Blatt, als vielmehr eine patriotische Stimme zu Politik und Kultur zu sehen.
Peter Backfisch
CRISIS 6 – Journal für christliche Kultur – Schwerpunkt: Krieg
 € 12,50 Jahresabo € 38,00,  www.crisis-journal.de

Buchbesprechung:
Die Erben der Einsamkeit. Südtiroler Bergbauern
– Leben am Abgrund.

Athesia Buch, Bonn 2023, 8. Auflage. 351 Seiten, geb.

 „Der gute Gott hat nicht geschrieben, daß wir der Honig der Erde sind, sondern das Salz.“ Mit diesem Satz des katholischen französischen Romanciers Georges Bernanos beginnt das Vorwort zum fünfzigjährigen Jubiläum des Erscheinens der ersten italienischen Auflage im Februar 1973. Aldo Gorfer, der zuvor im Winter 1971/72 Einleitung und Kommentar zur Enquete in der Tageszeitung „L´Adige“ geschrieben hatte, zitiert in seinem Editorial den zum Katholizismus konvertierten englischen Schriftsteller Graham Greene mit Worten, die dem Leser auch heute noch unter die Haut gehen und die brennende Aktualität der Tragödie des Menschen verdeutlichen, aber genauso vom Überlebenskampf gegen eine unwirtliche Natur und gegen die Dämonen der Einsamkeit, vom archaischen Leben der Menschen auf den Südtiroler Einödhöfen, von Stolz und Familiensinn, von Genügsamkeit und Selbstversorgung, getragen von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Kinder berichten: „Das Suchen nach dem Leiden und die Erinnerung an das Leiden sind die einzigen und verfügbaren Mittel, um die menschliche Lebensbedingung in ihrer Ganzheit zu erkennen.“ In den 1970er Jahren zogen der Journalist Aldo Gorfer und der Fotograf Flavio Faganello in den bitterkalten Wintermonaten durch Südtirol, um die Lebenssituation der Menschen auf den einsam gelegenen Berghöfen zu erkunden und zu dokumentieren. Trotz sprachlicher Schwierigkeiten und dem verschlossenen Charakter der Leute gelang dem Trienter Autorenpaar ein bis heute außergewöhnliches und einmaliges Buch über den harten Alltag auf über 1500 Meter Höhe fertigzustellen. (1)
Es ist dies eine Erzählung, die dem Leser bisweilen den Atem verschlägt, und der Autor gesteht mit ehrlicher Demut, wie oft es ihm geschah, daß er sich angesichts der Sorgen und Ängste, der Enttäuschungen und sehnsüchtig-bekümmernden Wünschen der Bauern „ausgehöhlt und ohnmächtig“ vorkam. Abseits der Luxuswüste der Stadt lernte er eine Umwelt kennen, die der Mensch durch seine jahrhundertelange Arbeit bewahrt hat, trotz der Isolierung und der damit verbundenen Gefahren. Mit familiärer Gastfreundlichkeit aufgenommen, lernten der Autor und sein Fotograf den Kontrast zwischen dem Überfluß der bürgerlichen Gesellschaft in den Städten und der „naturalistischen“ Lebensweise, der Abgelegenheit, Selbstgenügsamkeit, Verlassenheit, Armut und wirtschaftlichen Schwäche der geschlossenen Höfe, der Erbhöfe in den hochgelegenen Gebieten kennen, wo das Eigentum ungeteilt vom Vater auf den Sohn übergeht: Eine Grundlage des Theresianischen Gesetzes aus dem 18.Jahrhundert, mit dem das alte germanische Recht zum Kodex erhoben wurde.
Es gibt in Südtirol rund fünftausend dieser abgelegenen Höfe, die nur zu Fuß oder über rudimentäre Seilbahnen zu erreichen sind. Auf ihnen wohnen rund zwanzigtausend Menschen, fast so viele wie in Meran. Zum Glück hat es das Autorenteam strikt vermieden in Folklore oder belehrender Geschichte zu machen. Ansichtskarten mit hübschen Trachtenmädels, Schlössern, Musikkapellen und Geranien auf den Fensterbrettern sucht der Leser auf den beeindruckenden Fotos von Flavio vergeblich. Dies sei auch nicht das Wesen der Berghöfe, die oft fast 1900 Meter und höher gelegen sind, schreibt Aldo Gorfer. Vielmehr geht es um das Erkennen der menschlichen Probleme, um die Träume, die Gläubigkeit und Anpassungsfähigkeit der Leute, ihre Sprache, das verständliche Mißtrauen, ihren verschlossenen aber grundehrlichen und anständigen Charakter, ihr Leben in verwurzelten Traditionen als gewissermaßen Ausgestoßene und um den „Horizont eines landwirtschaftlichen Unterproletariats.
Einige der Südtiroler haben die Autoren bei ihren Erkundungen begleitet, haben gedolmetscht, gemeinsame Tage der Bitternis und der Hoffnung erlebt und sind zu lieben Freunden geworden. „Hüter der Bescheidenheit“ nennt Gorfer seine Überlegungen zum fünfzigjährigen Jubiläum der italienischen Erstauflage. Er schrieb nieder, hielt fest, erkannte, daß mit jedem, der ins Tal zog, der starb, sich ein Vergessen ausbreiten würde, historisches Wissen verloren ging. Gesichter, die sein Fotograf porträtierte, scheint es heute in der Tat nicht mehr zu geben: skeptisch blickende Augen in tiefen Höhlen, Wangenknochen von dünner Haut überspannt, die Pfeife im Mund, die Jacke zigmal gestopft, selten ein Lächeln, selbst die Jungen wirken wunderlich gealtert. Trotz der Gastfreundschaft bleibt eine Distanz und Unnahbarkeit, weil sie nur zwei entscheidenden Dingen vertrauen: dem Glauben und dem Schicksal.
Es ist keine heile Welt, die Gorfer beschreibt, sondern Ergebenheit, Demut, Bescheidenheit, die Ohnmacht der Jungen, die den Hof übernehmen sollten, die Eltern pflegen und keine Frau fanden, die bereit wäre, hier hinauf in die Einöde zu ziehen. Die Einsamkeit, die langen Winter und die harte Arbeit, entbehrungsreich das Leben, keine Postkartenromantik. Gorfer schildert Lebensbedingungen, die uns fremd sind, gar provozieren, es ist dies ein Mittelweg zwischen journalistischer Untersuchung, Erzählung und Reise-Tagebuch. Doch genau das macht das Buch zu einem Klassiker. Einundzwanzig Höfe haben sie besucht zwischen Nov. 1971 und April 1972. Nur zwei sind inzwischen verlassen, das Erbe wird weitergegeben als Auftrag, Aufgabe, Geschenk. Die Bauern auf den Südtiroler Berghöfen bewahren ihre Werte und Traditionen, pflegen die Landschaft, leben weiter in der Abgeschiedenheit. „Es ist eine beeindruckende Landschaft, Ergriffenheit packt den, der sie erlebt“, schrieb Gorfer vor 50 Jahren. Das Buch erzählt in seinem Text und dokumentiert in seinen Bildern, daß sich bis heute daran nichts geändert hat.
Werner Olles

Anmerkung:
Es war der mit uns in Kontakt stehende H. H. Pfr. von Zieglauer aus Spinges, der den Journalist Aldo Gorfer und seinen Photographen Flavio Faganello bei den Bergbauern einführte, worauf sich diese verschlossenen Leute den beiden Autoren öffneten.
 
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